Die Tagung wurde in Kooperation mit dem
Sozialwissenschaftlichen Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland
(EKD) und dem Evangelischen Seniorennetzwerk Rheinland-Westfalen-Lippe
(ESW-RWL) e.V. durchgeführt.
Nach
der Begrüßung durch Landespfarrer Peter Mörbel und Dr. Erika Neubauer gab
es zunächst „Thematische Anspielszenen“ der Senioren-Theatergruppe der
Arche, Meckenheim, zum Thema „Das Beste kommt zum Schluss“.
Der Eröffnungsvortrag von Prof. Gerhard Wegner
(Sozialwissenschaftliches Institut der EKD) mit dem programmatischen Titel
„Das andere Alter“ begann mit dem SPIEGEL-Zitat: „Pest, Hunger und Krieg
sind glücklich überwunden, doch jetzt kommen die Alten“. Seine Analyse der
Chancen und Probleme der älter werdenden Gesellschaft fasste er in fünf
Thesen zusammen: (1) Die Gesellschaft wird altersindifferenter. (2) Das
Alter pluralisiert sich und wird ungleicher. (3) Bilder vom Alter wirken
in der Regel verstärkend und bestätigend. (4) Die wichtigste Zukunftsfrage
ist: Wofür wird das längere Leben genutzt? (5) Im Alter neu werden können!
(siehe unten: Auszüge aus dem Referat von Gerhard Wegener "Das Alter
veraltet")
Das religiöse und kirchliche „Altersbild“ muss sich
von einer Mortalitäts- zu einer Natalitätsorientierung wandeln. Er schloss
mit der Feststellung, dass ältere Menschen nicht religiöser und
kirchlicher geprägt sind als jüngere, wie man vermuten könnte. Vielmehr
scheint die längere Lebenserwartung eher eine neue Ebene säkularisierter
Welterfahrung zu ermöglichen, die für Theologie und Christentum zu einer
massiven Konkurrenz werden kann.
Das Podium: v.l.n.r.: Bürgermeister Bert Spilles
(Meckenheim), Vikarin Miriam Haseleu, Ministerrialdirektor Dieter Hacker
(BMFSFJ, Prof. Gerhard Wegner (Moderation), Dr. Erika Neubauer (ESW)
Es folgten Kurzreferate von Gabriele Winter
(Diakonie RWL) zu älteren Menschen in der Gemeinde, Prof. Karl Foizik
(Neuendettelsau) zu Gemeindepädagogischen Anregungen und KR Joachim
Müller-Lange (EKiR) zu Zielen kirchlicher Seniorenpolitik. Nach dem
Abendessen fand ein Podiumsgespräch statt zum Thema „Mittendrin! -
Mittendrin? Senioren in Kirche und Nachbarschaft“. Teilnehmer waren
Ministerialdirektor Dieter Hackler (BMFSFJ), Vikarin Miriam Haseleu, Dr.
Erika Neubauer, Bürgermeister Spilles (Meckenheim) und Prof. Gerhard
Wegner. In diesem Zusammenhang fasste Hackler die Situation wie folgt
zusammen: „Bleibt abzuwarten, ob und wann unsere Kirche und die Gemeinden
den Schatz der älteren Menschen als Akteure aufgreifen und ob unsere
Gemeinden mit den älteren Menschen im Sinne der Handreichung der EKD „im
Alter neu“ werden. Gerade für Senioren sollten mehr neue Wege für Selbst-
und Mitverantwortung in der Zivilgesellschaft auch über Familiengrenzen
hinaus geebnet werden“. Der Abend endete mit dem Kirchenkabarett
Klüngelbeutel (Köln) zu „Szenen einer Ehe“.
Am nächsten Tag referierte Gerrit Heetderks
(Evangelisches Zentrum für Innovative Seniorenarbeit, Düsseldorf) über
Politische Partizipation und bürgerschaftliches Engagement von Seniorinnen
und Senioren. Es folgten fünf parallele Workshops, bei denen auch das
Seniorennetzwerk RWL vertreten war. Heinz Thoma und Martin Schofer
leiteten den gut besuchten Workshop „Tu was“ - Ehrenamt zwischen
Selbsthilfe und Freiwilligendienst. Den abschließenden Vortrag zu
„Perspektiven kirchlicher Seniorenarbeit“ hielt KR Joachim Müller-Lange.
Nach einer Analyse der Veränderung der Altersbilder in der Kirche seit
1950 entwickelte er thesenartig ein Programm, das für die zukünftige
Arbeit ausdrücklich den Bereich der aktiven Senioren vorsieht. Dazu
stellte er fest: Die Leuchttürme „innovativer Seniorenarbeit“ stehen noch
weit auseinander und die Infrastruktur für Multiplikatoren für innovative
Seniorenarbeit steht noch in den Anfängen (in 20 von 38 Kirchenkreisen
gibt es z.B. noch keinen Synodalbeauftragten für Senioren). Vor allem
müssen starke Netzwerke von Multiplikatoren aufgebaut und unterstützt
werden.
Die Leiter es Workshops "Tu was" - Ehrenamt
zwischen Selbsthilfe und Freiwilligendienst: Heinz Thoma und Martin
Schofer (beide Vorstand Ev. Seniorennetzwerk RWL
Insgesamt ist festzuhalten,
dass die Tagung bei
allen Beteiligten als erfolgreich und sehr anregend erlebt wurde.
(Text und Fotos: Prof. Dr. Walter
Neubauer)
zu
dem Referat von Gerhard Wegener "Das Alter veraltet"
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